Gewohnheiten

Der Weg zur Veränderung von Gewohnheiten

Die meisten von uns haben bestimmte Routinen und Verhaltensweisen, die wir täglich wiederholen. Diese Gewohnheiten können sowohl bewusst als auch unbewusst sein und haben oft einen tiefgreifenden Einfluss auf unser tägliches Leben. Aber was genau sind Gewohnheiten und wie werden sie geformt? Warum halten wir an bestimmten Gewohnheiten fest, auch wenn wir wissen, dass sie uns schaden können? Und wie können wir unerwünschte Gewohnheiten durchbrechen?

Was sind Gewohnheiten?

Gewohnheiten sind automatisierte Verhaltensweisen oder Denkmuster, die durch Wiederholung entstehen und in unserem Gehirn verankert sind. Es wird geschätzt, dass bis zu 40% unseres täglichen Verhaltens aus Gewohnheiten besteht. Das Gehirn kreiert diese Automatismen, um Energie zu sparen. Anstatt ständig über jede Handlung nachzudenken, erlaubt uns die Automatisierung von Routinen, andere Aufgaben parallel zu erledigen oder auch einfach mal abzuschalten.

Die Entstehung von Gewohnheiten

Gewohnheiten durchlaufen in der Regel einen Drei-Stufen-Zyklus:

  1. Der Auslöser: Ein bestimmtes Signal, das unser Gehirn dazu bringt, in den automatischen Modus zu wechseln und welches die Gewohnheit startet.
  2. Die Routine: Die eigentliche Handlung oder das Denkmuster, das durchgeführt wird.
  3. Die Belohnung: Etwas, das unserem Gehirn hilft, sich zu entscheiden, ob diese spezielle Schleife es wert ist, gespeichert zu werden.

Das Verstehen dieses Zyklus ist entscheidend, wenn man versucht, eine Gewohnheit zu ändern oder eine neue zu schaffen.

Die Macht von Gewohnheiten

Gewohnheiten sind nicht nur harmlose Wiederholungen. Sie können tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben haben:

Gesundheit: Unsere Ess-, Trainings- und Schlafgewohnheiten haben direkte Auswirkungen auf unsere physische Gesundheit. 

Produktivität: Gewohnheiten im Zusammenhang mit Zeitmanagement und Arbeitsabläufen beeinflussen unsere Effizienz. 

Wohlbefinden: Unsere sozialen Interaktionen, Meditationspraktiken und Denkmuster beeinflussen unser emotionales und psychisches Wohlbefinden.

Veränderung von Gewohnheiten

Das Durchbrechen oder Schaffen einer Gewohnheit kann eine herausfordernde Aufgabe sein, vor allem weil Gewohnheiten im limbischen System unseres Gehirns verankert sind, einem Teil, der nicht auf rationale Argumente reagiert. Man muss hierbei auch nachsichtig mit sich selber sein. Sollte man sich dabei ertappen wieder in alte Muster zu verfallen ist es wichtig nicht zu hart mit sich selbst ins Gericht zu gehen und vielleicht gleich das Handtuch zu schmeißen. Schwäche ist menschlich, wichtig ist, dass man nicht aus den Augen verliert, warum man seine Gewohnheiten ändern möchte und am Ball bleibt. Aber auch zu viel Nachsicht sollte nicht zur Gewohnheit werden, da eine schleichende Rückkehr zu alten Mustern droht. 

Aber mit Geduld und Ausdauer ist alles möglich:

  • Bewusstsein: Bevor wir eine Gewohnheit ändern können, müssen wir uns ihrer bewusst werden. Ein Gewohnheitstagebuch kann hierbei hilfreich sein. 
  • kleiner Start: Große Ziele können überwältigend sein. Beginne mit kleinen, erreichbaren Schritten. 
  • Verpflichtung und Konsequenz: Halte an deinem Ziel fest und sei konsequent in deinen Bemühungen. 
  • Unterstützung suchen: Teile deine Ziele mit Familie und Freunden oder suche dir eine Gruppe, die ähnliche Ziele verfolgt.

Als Alternative kann man auch so viele Dinge wie möglich auf einmal verändern. Gewohnheiten stützen und unterstützen sich gegenseitig. Wer viel Zeit auf seiner Couch verbringt greift vielleicht auch häufiger zur Chipstüte. Sobald man sich jedoch dazu entscheidet abends eine Runde spazieren zu gehen anstatt zu Fernsehen, der wird automatisch nicht mehr nach den Chips greifen. 

Jeder der Umgezogen ist weiß, dass in der neuen Wohnung oder im neuen Haus sich erstmal wieder neue Routinen etablieren müssen. Ein Umzug in eine andere Stadt verändert gleich nochmal mehr, weil man sich gegebenenfalls auch ein neues soziales Umfeld aufbauen muss. Eine weitere Steigerung wäre zum Beispiel der Umzug in ein anderes Land. 

Für diejenigen die jedoch Größtenteils mit ihrem Leben zufrieden sind bieten sich vielleicht weniger radikale Optionen an. Dennoch ist es eine gute Idee mit der Absicht „Sport zu machen“, auch mit einer Ernährungsumstellung zu kombinieren und vielleicht wann immer möglich die Treppe zu nehmen anstatt mit dem Fahrstuhl zu fahren. Je mehr Veränderungen gleichzeitig passieren, desto größer ist die Chance auf Nachhaltigkeit.

Die Relevanz von Gewohnheiten in der Heiltherapie

  1. Aufbau positiver Gewohnheiten: Regelmäßige, gesunde Gewohnheiten können zu einer besseren geistigen und körperlichen Gesundheit führen. Zum Beispiel kann eine regelmäßige Meditationsroutine dazu beitragen, den Geist zu beruhigen und Stress abzubauen.
  2. Identifikation und Umgang mit negativen Gewohnheiten: Gewohnheiten, die schädlich sein können, wie z. B. Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum oder das ständige Grübeln über negative Gedanken, können in der Therapie adressiert und geändert werden.
  3. Neuverdrahtung des Gehirns: Durch das Wiederholen positiver Gewohnheiten kann die Neuroplastizität des Gehirns genutzt werden, um neue, gesündere neuronale Verbindungen zu schaffen.

Techniken zur Integration von Gewohnheiten in die Heiltherapie

  1. Verhaltensaktivierung: Dieser Ansatz zielt darauf ab, positive Verhaltensweisen zu fördern und negative Verhaltensmuster zu reduzieren. Patienten werden dazu angehalten, Aktivitäten auszuprobieren, die Freude oder Zufriedenheit bringen.
  2. Gewohnheitstracking: Patienten können Tagebücher führen oder Apps nutzen, um ihre Gewohnheiten zu verfolgen. Dies kann ihnen helfen, Muster zu erkennen und Veränderungen vorzunehmen.
  3. Rückfallprävention: In der Therapie kann das Erkennen von Auslösern oder Situationen, die zu alten Gewohnheiten zurückführen können, entscheidend sein. Strategien können entwickelt werden, um mit diesen Situationen umzugehen.
  4. Achtsamkeitsübungen: Durch das Bewusstsein des gegenwärtigen Moments können Patienten besser erkennen, wann sie in gewohnte Muster fallen und können aktiv Entscheidungen treffen, um diese Muster zu ändern.

Gewohnheiten und die Neurowissenschaften

Die Neurowissenschaften haben durch fortschrittliche Technologien, wie die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), Einblicke in die Arbeitsweise unseres Gehirns bei der Bildung und Ausführung von Gewohnheiten gewonnen. Es hat sich gezeigt, dass das Striatum, ein Teil des Basalgangliens, eine zentrale Rolle bei der Bildung von Gewohnheiten spielt. Bei wiederholter Durchführung einer Handlung verstärken sich die neuronalen Verbindungen, wodurch diese Handlungen automatisierter werden und weniger kognitive Anstrengung erfordern.

Die Rolle der Umgebung

Unsere Umgebung hat einen großen Einfluss darauf, welche Gewohnheiten wir entwickeln und aufrechterhalten. Orte, Personen und selbst bestimmte Zeitpunkte können als Auslöser für unsere Gewohnheiten dienen. Ein einfacher Ortswechsel kann oft dazu beitragen, unerwünschte Gewohnheiten zu durchbrechen, während das Einrichten einer förderlichen Umgebung es erleichtern kann, positive Gewohnheiten zu festigen.

Der Einfluss von Emotionen

Emotionen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bildung und Verstärkung von Gewohnheiten. Oftmals entstehen Gewohnheiten als Reaktion auf emotionale Bedürfnisse. Zum Beispiel kann das Essen aus emotionalen Gründen, wie Stress oder Traurigkeit, zu ungesunden Essgewohnheiten führen. Das Bewusstsein für die emotionale Komponente unserer Gewohnheiten kann uns helfen, sie besser zu verstehen und gegebenenfalls zu ändern. 

Im Kern einer Gewohnheit steht immer ein guter Grund mit dem alles anfing, aber schlechte Gewohnheiten überleben ihren ursprünglichen Zweck und werden auch weiter fortgeführt ohne, dass noch ein Nutzen dahinter steht.

Fazit zu dem Thema Gewohnheiten

Gewohnheiten sind tief in unserem Wesen verwurzelt und beeinflussen zahlreiche Aspekte unseres Lebens. Sie bieten Komfort und Effizienz, können aber auch Hindernisse für Wachstum und Veränderung sein. Indem wir ein tieferes Verständnis für unsere Gewohnheiten entwickeln und die notwendigen Schritte zur Veränderung unternehmen, können wir ein erfüllteres und gesünderes Leben führen.